Was ist von einer Biographie zu halten, die einen extra Anhang Accidents and Injuries besitzt?

Zuerst ein bißchen Hintergrund: Vor ein paar Jahren habe ich eine norwegische TV Serie geschaut, zuerst ein wenig abgeschreckt, dass sie nur im norwegischen Original mit Untertiteln verfügbar war, aber dann habe ich alle Folgen geschaut. Die Serie heißt DAG und handelt von einem Eheberater, der allen Paaren rät, sich scheiden zu lassen, dessen Meinung, dass Menschen nicht zusammen leben sollten, auf die Probe gestellt wird, als eine Frau in sein Leben tritt. Die Serie ist sehr skandinavisch-melancholisch, manchmal krass, aber auch sehr interessant. In der zweiten Staffel tritt der Stiefvater seines besten Freundes auf, ein Betreiber einer Reha-Klinik und Fan von Ernest Hemingway. Dessen Verehrung für Hemingway hat mein Interesse geweckt.

Ich habe dann irgendwann For Whom The Bell Tolls gelesen und war begeistert. Das Buch beschreibt die Geschichte eines Amerikaners in einer Guerillaeinheit während des spanischen Bürgerkrieges.

Vor kurzem habe ich dann in einem Second-Hand-Buchladen eine Biographie über Hemingway gekauft. Sie trägt den schlichten Titel Hemingway - A Biography, stammt aus dem Jahre 1985 und ist geschrieben von Jeffrey Meyers, einem offensichtlichen Verehrer Hemingways, denn, wie die Rückseite des Buchesverrät, verbrachte er sehr viel Zeit mit den Aktivitäten, die typisch für Hemingway sind. Vielleicht abgesehen vom Trinken, das wird auf der Rückseite nicht erwähnt.

Cover

Im Inhaltsverzeichnis wird man dann vom Eintrag Appendix I: Accidents and Injuries überrascht. Das Buch gibt dann auf knapp 600 Seiten ausführlich Bericht von Hemingways Leben. Ich weiß nicht, wie ich es zusammenfassen sollte. Es gibt einerseits den Heldenhaften Hemingway, der sich freiwillig als Ambulanzfahrer für den ersten Weltkrieg meldet und Geld sammelt, um den spanischen Republikanern im spanischen Bürgerkrieg Ambulanzen zu kaufen. Das steigert sich aber ins Übertriebe, wenn er seine Erfahrungen im ersten Weltkrieg übertreibt, um damit angeben zu können, ebenso durch seine Faszination mit dem spanischen Stierkampf und der Großwildjagd in Afrika. Endültig ins Absurde gerät es dann, wenn es um seine Gruppe von Hobby-Spionen auf Kuba während des zweiten Weltkriegs geht, eine der amüsantesten Stellen des Buches. Sein Schreiben kommt natürlich auch nicht zu kurz, bei den vielen Verweisen in der Biographie war ich allerdings überfordert. Man kann auf jeden Fall sagen, dass Hemingway sein Leben ausgereizt hat, im Guten, in seinem Werk und seinen Leidenschaften, wie im Tragischen, seinen Unglücken und Krankheiten, bis hin zum Suizid.

Sehr interessante Lebensgeschichte in einer interessanten Biographie, wenn auch für mich vielleicht etwas zu umfangreich.