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Ein sehr interessanter Artikel von Spiegel Online, den ich auch unterschreiben kann. Es ist ein Interview mit dem Ökonomen Chengwei Liu.

Die Bewerberauswahl ist umso schwieriger, je höher die zu besetzende Position ist. Der Verhaltensökonom Chengwei Liu sagt: Am besten verlost man den Job – oder nimmt lieber die zweitbeste Bewerberin als die beste.

Sie wollen die Beste? Verlosen Sie den Job

Die Argumente des Interview sind:

  • Mehr Demut der Ausgewählten.
  • Verminderung von Diskriminierung.
  • Schwierigkeit zwischen annähernd gleich guten Bewerbern zu entscheiden.
  • Größere Diversität

Alles Vorteile, die auch in einem Parlament von Vorteil wären. Die Argumentation ist natürlich nicht vollständig übertragbar, da das Interview von einem Bewerbungsverfahren ausgeht, in dem nur unter den letzten verbliebenen Bewerbern verlost wird.


Das Buch wurde mir geliehen.

Grundgedanke der Gemeinwohlökonomie ist es, bei Unternehmen nicht nur eine finanzielle Bilanz aufzustellen, sondern auch eine Bilanz der Auswirkungen auf das Gemeinwohl, also wie das Unternehmen zum Beipsiel mit seinen Beschäftigten oder der Umwelt umgegangen ist. Dieser Grundgedanke entwickelt sich aus der Frage, welchen Zweck ein Unternehmen haben sollte. Mit der üblichen Antwort “Geld verdienen” gibt sich Felber nicht zufrieden, sondern entwickelt die Idee, dass man Unternehmen zwingt, eine Gemeinwohlbilanz aufzustellen, und dann Unternehmen finanziell zu bevorteilen, die in dieser Gemeinwohlbilanz besser abschneiden. Alle Firmen hätten damit den Anreiz nachhaltiger zu witschaften.

Ich kann dem Buch bis hierhin im Grunde zustimmen, ich denke aber, dass es besser wäre, wenn dies nicht durch einen Zwang erreicht würde, sondern durch freiwilliges Aufstellen der Gemeinwohlbilanz der Unternehmen und eine freiwillige Berücksichtigung dieser Bilanzen seitens der Konsumenten. In gewissem Maße findet das ja schon statt, so werden ja die Unternehmen der Produkte, die es bei Alnatura zu kaufen gibt, eine bessere Gemeinwohlbilanz haben als die Unternehmen, deren Produkte es bei Aldi gibt. Es wäre nur nötig, dies transparenter zu machen, indem man zum Beispiel freiwillige Gemeinwohlbilanzen erstellen und diese dann auch auf die Verpackung drucken würde.

Im weiteren Verlauf des Buches geht Felber aber weit über diesen Grundgedanken hinaus. In einigen Punkten kann ich nicht zustimmen, so fordert er beispielsweise eine verpflichtende demokratische Struktur eines Unternehmens ab einer gewissen Anzahl von Mitarbeitern (S.99) oder einen Negativzins auf Bankguthaben (S.85f). In anderen kann ich zustimmen, so zum Beispiel beim Vorschlag einer Weltwährung.

In der zweiten Hälfte des Buches werden dann Themen behandelt, die nicht nur über den Grundgedankten hinausgehen, sondern über das Feld der Ökonomie hinausgehen. Der Autor beschreibt seine Idee für eine neue Struktur der Unterrichtsfächer, was direkt nichts mehr mit Ökonomie zu tun hat. Auch stellt er Ideen für eine Modernisierung der Demokratie vor. Hauptwerkzeug in seinen Modellen sind Konvente, die aus normalen Bürgern gebildet werden und in denen dann Grundsatzentscheidungen gefällt werden. Und ich denke, dass Felber hier einen Denkfehler macht, da er immer der aktuellen Demokratie seine Konvente gegenüberstellt und annimmt, dass diese Konvente sachlich entscheiden. Und ich entgegne da, dass die Vorteile aus der sachlichen Diskussion in den Konventen nicht an den Konventen liegen, sondern an der Sachlichkeit, während Felber dies auf die Konvente zurückführt. Und ich frage dann, warum man nicht in der aktuellen Demokratie zu einer sachlicheren Diskussion kommen kann, oder ob nicht in einer Demokratie mit solchen Konventen die Kultur der Konvente sich allmählich der Kultur eines Parlaments angleichen würde. Oder man entscheidet sich, dass Konvente aus zufälligen Bürgern gebildet werden.

Insgesamt aber ein interessantes Buch mit einem lobenswerten Ziel. Die Richtung ist meist die Richtige, nur scheinen mir die Schritte meist zu radikal zu sein.


Das Buch behandelt die Frage, ob bei einer Wahl nur ein der Wahlbeteiligung entsprechender Anteil der Parlamentssitze an Politiker vergeben werden soll, während die restlichen Mandate unter den Nichtwählern verlost werden. Es hört sich erst einmal sinnlos an, das gebe ich zu. Das Buch behandelt die Vorteile aus demokratischer und psychologischer Sicht, ebenso wie Gegenargumente und die technische Durchführung.

Die Ideen für dieses Buch reichen mehrere Jahre zurück, erst letztes Jahr hatte ich die Muße, es mal veröffentlichbar zusammenzuschreiben. Die Ursprünge liegen in der Erkenntnis, dass die Höhe der Wahlbeteiligung keine Auswirkungen hat, weswegen auch ein Sinken der Wahlbeteiligung, was allgemein als Abstrafung der Politiker verstanden wird, keine Auswirkungen hat. Wenn es dagegen auf die Höhe der Wahlbeteiligung ankommt, haben Politiker einen Anreiz, die Wahlbeteiligung möglichst hoch zu halten. Außerdem sind so viel größere Teile der Bevölkerung Parlament vertreten. Politik geht alle an, nicht nur die, die es wollen. Hierdurch wird die politische Bildung viel verbreiteter in der Bevölkerung verankert.

Die beiden Fragen, die in dem Zusammenhang zu stellen sind: Wie viele Deutsche kennen wohl einen aktuellen oder ehemaligen Bundestagsabgeordneten persönlich? Und, wenn das Parlament zum Beispiel über Hartz-IV entscheidet, wieviele der Parlamentarier sind aktuelle oder ehemalige Hartz-IV-Empfänger? Bei beiden Fragen wird die Antwort wohl “sehr wenige” lauten, und dieses Buch ist ein Plädoyer, dies zumindest ein klein wenig zu ändern.

Falls jemand mehr über meine politischen Ideen erfahren will, das Buch gibt es zum Beispiel bei: BoD | rombach | thalia | amazon. Es kostet als gedrucktes Buch auch nur humane 6,49€.

Cover

Es ist nur ein kleines Büchlein, aber bestimmt eines, dass mehr neue Gedanken enthält als so manches dickeres Buch.