Alle Einträge zum Thema Mathematik

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Dieses Buch habe ich spontan in einer Buchhandlung gekauft. Es behandelt laut seines Umschlags die kleinen und großen Fragen, mit denen Mathematik, Physik und Philosophie sich immer wieder beschäftigen. Das Inhaltsverzeichnis versprach auch eine Menge an interessanten Artikeln. Also genau ein Buch für mich.

Cover

Ich habe angefangen, die Kapitel des Buches der Reihe nach zu lesen. Und meine Erwartungen wurden nicht erfüllt. Es ist alles angenehm zu lesen, aber weder in die Tiefe gehend, noch immer fachlich korrekt. Dazu ein paar Beispiele:

Im Artikel über die Zeit schreibt Holt (S. 33)

Wie Einstein gezeigt hatte, gibt es kein universelles «Jetzt». Ob zwei Ereignisse gleichzeitig ablaufen, ist relativ und hängt vom Beobachter ab. Und sobald die Gleichzeitigkeit über Bord geht, verliert die Einteilung von Momenten in «vergangen», «gegenwärtig» und «zukünftig» jede Bedeutung.

Sehr schön zu lesen, nur leider großer Unsinn. Es stimmt, dass nach Einsteins Relativitätstheorien der Begriff der Gleichzeitigkeit seine Bedeutung ändert. Es stimmt aber überhaupt nicht, dass vergangen, gegenwärtig und zukünftig jede Bedeutung verlieren. Von einem Punkt in der Raumzeit ausgehend gibt es die beiden sogenannten Lichtkegel, den Rückwärts-Lichtkegel und den Vorwärts-Lichtkegel. Der Vorwärts-Lichtkegel dieses Punktes beinhaltet alle Ereignisse, die von dem Punkt aus mit Geschwindigkeiten bis zu Lichtgeschwindigkeit erreichbar sind, also alles, was kausal beeinflussbar ist. Entsprechend beinhaltet der Rückwärts-Lichtkegel alles, was den Punkt beeinflusst haben könnte. Alles was sich innerhalb des Rückwärts-Lichtkegel befindet, ist vergangen und alles, was sich innerhalb des Vorwärts-Lichtkegels befindet ist zukünftig für diesen Punkt der Raumzeit. Und diese Einteilung ist auch nicht veränderlich. Lediglich für Punkte außerhalb beider Kegel ist nicht vorgegeben, ob sie zukünftig, gleichzeitig oder vergangen sind, für sie lassen sich Beschreibungsweisen finden, wo das Verhältnis der Punkte beliebig ist. Korrekt müsste man gegenwärtig durch raumartig ersetzen und vergangen und zukünftig auf das Innere der Lichtkegel beschränken. Aber da ist es dann einfacher und effektheischender zu schreiben, dass die Einteilung jede Bedeutung verliert.

Im Kapitel über die Bedeutung der Zahlen im Jahre 1 Million, auf Seite 65, findet sich folgender Abschnitt:

Und Zahlen werden die Aura des Transzendenten verloren haben und als lokale Artefakte angesehen werden, wie das Operationssystem eines Computers oder ein Buchhaltungssystem. Wenn ich recht habe, dann sollten SETI-Forscher nicht nach Primzahlen oder den Nachkommastellen von p Ausschau halten, sondern nach etwas ganz anderem.

Die Übersetzung von operating system als Operationssystem wirft natürlich kein gutes Licht auf die Übersetzung. Woher die Suche nach Nachkommastellen von p kommt, hier kann sicherlich nur π gemeint sein, erschließt sich mir nicht. Jeder Übersetzer, der sich ein bisschen mit Mathematik auskennt, sollte aber erkennen, dass es keine Zahl p gibt, nach deren Nachkommastellen man in außerirdischen Signalen suchen könnte.

Am Ende des Kapitels über reine und unreine Mathematik beschreibt Holt den Kurzfilm des Mathematikers Edward Frenkel, in dem ein Mathematiker seiner Geliebten eine Liebesformel auf den Bauch tätowiert. Und die Formel wird nicht gezeigt, es wird nur über sie gesagt:

Sie ist wunderbar, aber furchteinflößend. Die einzigen Zahlen darin sind 0, 1 und 8. Ist Liebe nicht genauso?

Im Screenshot der Formal auf der Webseite zum Film erkenne ich keine 0 und keine 8. Aber warum wurde die Formel nicht im Buch zumindest abgedruckt? War die Angst, dass eine Formel im Buch die Absatzzahlen verringern könnte so stark?

Wer die Formel und den Film sehen möchte, findet sie auf der Homepage von Edward Frenkel

Ich bin dann im Buch etwas weiter nach hinten gesprungen, weil ich ein paar der Kürzeren Essays lesen wollte. Im Essay über das Ziegenproblem wird der Verlauf des Spiels wie folgt beschrieben (S. 398):

Angenommen, Sie wählen Tür A. Statt Ihnen zu zeigen, was sich dahinter befindet, öffnet der Moderator Monty Hall verschlagen Tür B und offenbart … eine Ziege. Dann bietet er Ihnen die Möglichkeit, sich für Tür C umzuentscheiden. Sollten Sie das tun?

Der entscheidende Punkt des Ziegenproblems wird hier vollkommen ignoriert. Dieser entscheidende Punkt ist, dass der Moderator die Tür, hinter der sich der Preis befindet, kennt und die Tür, die er öffnet, in Abhängigkeit dieses Wissens auswählt. Dieser Punkt ist entscheidend für die Interpretation dieses Spiels, wird aber hier im Buch überhaupt nicht erwähnt.

Damit habe ich das Buch nach ca. 150 von 500 Seiten abgelegt. Wenn nicht einmal das Ziegenproblem schlüssig dargestellt wird, kann ich dem Buch nicht weiter vertrauen. Alles in Allem kann ich das Buch niemandem empfehlen, es ist eines der Bücher, die ich absichtlich nicht zu Ende lese. Und das kommt selten vor. Ein paar Anekdoten aus der Wissenschaft der letzten Jahrzehnte, und sonst viel nett anzuhörendes, aber oft falsches, Geschwurbel.


Nein, das ist keine Buchfassung von Woody Allens Film und auch kein Aufklärungsbuch. Es geht stattdessen um die Wirkung von Zahlen.

Im ersten Teil geht es um allgemeine Gesetze, wie etwa das Pareto-Prinzip oder Benford’s law, das ja vor kurzem angeführt wurde, um Wahlbetrug in den USA nachzuweisen. Naja wenigstens haben Leute das versucht.

Im Mittelteil geht es dann um die einzelnen Zahlen. Das ist dann zu großen Teilen nur eine Auflistung, wo diese Zahl überall auftaucht. Im letzten Teil geht es dann mehr um psychologische Einflüsse von Zahlen und auch, im mathematischsten Teil, um die Fibonacci-Folge und den goldenen Schnitt.

Abgesehen vom goldenen Schnitt geht es nur um ganze, nicht-negative Zahlen, Zahlen wie e oder π kommen nicht vor. Und es gibt ein langes Literaturverzeichnis, aber leider keine Hinweise im Text, auf welche Einträge sich ein Zitat bezieht. Auch gibt es leider keinen Index.

Insgesamt aber ein leicht zu lesendes Buch mit vielen interessanten Anekdoten.


Ein sehr cooles Video, das mich begeistert hat: Warum kollidierende Blöcke π berechnen. Natürlich ist die Frage, was hat π mit kollidierenden Blöcken zu tun? Die Frage, wird in diesem Video genauer gestellt:

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Dann gibt es die Lösung, inklusive der Berechnung:

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Und schließlich ein drittes Video mit Anwendungen auf andere Sachverhalte:

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